Von 1974 bis 1976 waren in den Experimentiertechnik-Katalogen einige Hinweise auf die Serie EH (Elektronik Hobby) zu finden. In dieser Serie wurden Baugruppen für Modellbahner angeboten. Hierbei sind Baugruppen für die elektronische Zugregelung (EZR) und ein elektronisches Blockstreckensystem (EBS) zu unterscheiden.
Für eine ausführliche Darstellung aller Komponenten der Serie EH fehlen mir entsprechende Detailinformationen. Kann jemand Fotos und Anleitungen zur Verfügung stellen?
Die EZR ist eine analoge Mehrzugsteuerung, mit der bis zu 8 (16) Lokomotiven durch unterschiedliche Tonfrequenzen gesteuert werden. Grundgerät ist der 4 Ampere Trafo EH 3000. Er ist ausreichend für 4 Züge (mit Oberleitung und einem zweiten Trafo insgesamt 8 Züge). Ein weiterer Trafo mit doppelter Leistung war geplant.
Für jede Lok war ein eigenes Regelteil und ein Lok-Empfänger vorgesehen. Die Regeleinheiten haben einen Schalter zur Fahrtrichtungsumschaltung und einen Schieberegler für die Geschwindigkeitseinstellung. Die Regelteile waren aneinandersteckbar oder separat mit Verbindungskabeln an den Trafo anschließbar. Dies ermöglicht die Bedienung der Eisenbahnanlage mit mehreren Personen. Jeder Lok-Empfänger besteht aus drei Modulen, die für Gleich- und Wechselstromsysteme leicht unterschiedlich sind:
Die elektronische Zugregelung erlaubt außerdem ein extrem weiches Anfahren und Abbremsen der Lokomotiven. Das Licht bleibt auch im Stillstand eingeschaltet. Hier eine Auflistung aller im Jahr 1974 vorgestellten Komponenten:
Fotos der Wechselstrom-Komponenten von Thomas Kraus | ||||
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Ob oder wann die Module für die Kanäle 5-8 und der stärkere 8 Ampere Trafo erhältlich waren, ist mir nicht bekannt. Sachdienliche Hinweise zum Philips EZR System sind mir jederzeit willkommen!
Wolfgang Wälde hat mir mitgeteilt, dass die Tonfrequenzsteuerungen in den 1970er Jahren sehr ausführlich, bis hin zum Selbstbau, in einer Buchreihe aus dem Richard Pflaum Verlag vorgestellt wurden:
Modelleisenbahnen - elektronisch gesteuert
Band 3: Tonfrequenzsteuerungen für unabhängigen Mehrzugbetrieb
Winfried Knobloch
4. durchgesehene Auflage
Richard Pflaum Verlag KG, München
ISBN 3-7905-0233-2
Auf Seite 29 in diesem Buch wird die Tonfrequenzsteuerung von Philips sogar explizit erwähnt. Die industrielle Fertigung wird nochmals auf Seite 59 genannt. Inwieweit die im Buch angegebenen Tonfrequenzen und Empfängerschaltungen auf das System von Philips übertragbar sind, kann ich nicht beurteilen. Auf der Geberseite hat Philips jedenfalls ein deutlich moderneres Konzept mit integrierten Schaltkreisen realisiert. Das wird auf den folgenden Fotos einer geöffneten EH 3000 Trafo-Einheit deutlich.
Fotos: Günther Jordan (MBT Hamburg) | ||
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Achtung! Derartige Tonfrequenzsteuerungen sind nicht mit den heute üblichen Digitalsystemen für Modelleisenbahnen kompatibel.
Die mir bekannten Quellen zum elektronischen Blockstreckensystem von Philips sind leider etwas widersprüchlich. Im Händlerprospekt anlässlich der Spielwarenmesse 1974 war es je ein Baustein für die Spur N (EH 3050) und Z (EH 3051). Hierzu sind auch einige technische Daten erwähnt. In der Preisliste aus dem Jahr 1975 sind hingegen 3 Bausteine aufgeführt. Laut einem Testbericht der Zeitschrift Eisenbahn Magazin (Heft 4/75) war es ein Blockstrecken-System, das universell für alle Spurweiten einsetzbar ist:
Ein bebilderter Betrag zum Grundbaustein EH 3050 ist in einem französischen Forum zu finden: Blok Automatique Philips EH 3050
Das Besondere am Philips EBS ist wohl die elektronische Steuerung ohne Relais und Schaltgleise. Hierdurch wird die Verdrahtung auf ein Minimum reduziert. Es sind lediglich Trennstellen einzubauen. Neben der gemeinsamen Rückleitung wird nur je eine Leitung zu jedem Block benötigt. Das Minimalsystem besteht aus einem einzigen EH 3050 Baustein. Damit kann ein Oval (oder eine andere geschlossene Gleisfigur) in 3 Blockstrecken aufgeteilt werden. Dies ermöglicht bereits die automatische und kollisionsfreie Steuerung von zwei hintereinander her fahrenden Zügen. Im EH 3050 ist auch ein weiches Anfahren und Bremsen innerhalb der Blockstrecken realisiert. Bei einer entsprechend großen Eisenbahnanlage können mehrere EH 3050 aneinander gesteckt werden.
Mit dem Regel-Baustein EH 3051 kann optional eine weitere Blockstrecke eingeplant werden. Zusammen mit einem EH 3050 ergibt das also 4 Blockstrecken zur Steuerung von 3 Zügen. Abschnitte mit dem EH 3051 haben einen eigenen Fahrtregler und Richtungsumschalter. Dieser Baustein empfiehlt sich somit in Bahnhofsbereichen, wo mit Zügen innerhalb des EBS rangiert wird.
Der ebenfalls optionale Signal-Baustein EH 3052 ermöglicht das Steuern von 4 Blocksignalen entsprechend dem Schaltzustand des EBS. Die Belastbarkeit für jeden Signalausgang beträgt 100 mA, sodass praktisch nur Lichtsignale zum direkten Anschluss in Frage kommen. Es müssen nur die Signallämpchen angeschlossen werden. Alle anderen Verbindungen erfolgen automatisch beim aneinander stecken der Bausteine über die ausgeklügelte mehrpolige Steckverbindung an den Modulen. Zur Stromversorgung des Signal-Bausteins ist der Regel-Baustein EH 3051 erforderlich. Der Signal-Baustein kann also nicht ohne weiteres an den Grund-Baustein EH 3050 angesteckt werden.
Je ein Exemplar von allen drei Bausteinen ergibt somit eine aufeinander abgestimmte Einheit mit vier Blockabschnitten.
Fotos: Günther Jordan (MBT Hamburg) | ||
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EH 3050 |
EH 3051 |
EH 3052 |
Achtung! Das Philips Blockstrecken-System funktioniert nur im analogen 2-Leiter-Gleichstrombetrieb. Für Wechselstrombetrieb, Digitalsysteme oder in Kombination mit der elektronischen Zugregelung von Philips ist das Blockstrecken-System nicht geeignet.