Die Anleitungen sind bereits auf den Detailseiten zu den Experimentierkästen im jeweils letzten Abschnitt "Experimente" aufgeführt. Soweit mir Unterschiede zwischen verschiedenen Auflagen bekannt sind, auch im Abschnitt "Änderungen". In den meisten Fällen ist dort durch einen Klick auf die Abbildung eine PDF Datei hinterlegt. Fehler in den Anleitungen habe ich, soweit bekannt, im Bereich Versuche dokumentiert.
Auf eine vollständige Übersicht aller Anleitungen möchte ich deshalb an dieser Stelle verzichten. Wer hier so etwas erwartet hatte und nun vermisst, wird mit der Library von Tor Gjerde sicher voll entschädigt.
Hier möchte ich stattdessen zusammentragen, was mir über die Codes und Kennzeichnungen in den Anleitungen bekannt ist:
Seit ich daran gegangen bin, einzelne Exemplare genauer zu datieren, gibt es anscheinend doch viele Unsicherheiten bis hin zu wilden Spekulationen. Frei nach dem Motto: "Meine Anleitung hat doch eine höhere Nummer - also muss sie doch neuer sein?" Nein, muss sie nicht!
Ebay Auktionsfoto aus dem Jahr 2003
Die folgenden Ausführungen können auch helfen, allzu wild zusammengewürfelte Auktions-Angebote zu entlarven. So schlimm wie auf dem Foto rechts geht es heute aber bestimmt nicht mehr zu.
Falls ein ahnungsloser Käufer ein Kind mit diesem Mischmasch beschenkt hat, war die Freude sicher nur von extrem kurzer Dauer!
Online-Auktionen sind längst ein Geschäft, bei dem mit harten Bandagen gekämpft wird. Käufer wollen ein supergünstiges Schnäppchen und Verkäufer einen möglichst großen Profit machen. Dabei bleibt eine Partei zwangsläufig auf der Strecke. Mitunter wird auf beiden Seiten zu Mitteln gegriffen, die als kriminell zu bezeichnen sind. Ebay schiebt solchen Machenschaften in der Regel erst dann einen Riegel vor, wenn in den öffentlich-rechtlichen Medien darüber berichtet wird.
Die hier vorgestellten Auflagenkennzeichnungen schützen zwar nicht vor kriminellen Machenschaften. Aber sie können helfen, bei windigen Angeboten erst gar nicht mitzubieten. Insbesondere wer einen funktionstüchtigen Baukasten erwerben will, wird die folgenden Ausführungen schätzen. Denn es ist leider eine Tatsache, dass man gebrauchte Experimentierkästen kaum noch vom Erstbesitzer erhält.
Für die meisten Sammler und Ersatzteilsucher ist das aber völlig irrelevant. Die kaufen sowieso bedenkenlos alles was irgendwie den Eindruck macht, dass noch ein brauchbares Bauteil für die eigene Sammlung zum Aussortieren dabei ist. Die unbrauchbaren oder überzähligen Reste werden dann (unter dem Deckmantel der Ahnungslosigkeit) erneut versteigert. Hier ein ganz einfaches Beispiel:
Auf einem Auktionsfoto ist ein später Schuco Baukästen, wie Messtechnik 6107 oder Regeltechnik 6108 zusammen mit der Hauptanleitung B/C von Philips abgelichtet.
Dann sollte eigentlich klar sein, dass diese Anleitung bestimmt nicht von Haus aus beigelegen hat und man kann davon ausgehen, dass noch mehr aus anderen Baukästen aussortiert wurde. Auf nicht funktionierende Schaltungen mit Bauteilen aus so einem Kasten muss man dann jedenfalls gefasst sein.
Gerade bei den Philips/Schuco 6000er Serien könnte es viel öfter so einfach sein! Schon die Titelseiten unterscheiden sich so deutlich durch verschiedene Hinweise, dass man in vielen Fällen wahrscheinlich gar nicht hinein sehen müsste, um Jahr und Auflage zu bestimmen. Hier einige Beispiele der Elektronik B/C Anleitung - Maus drauf halten, für Tipps:
Dazu müssten allerdings möglichst viele Besitzer das Titelbild und den eingedruckten Code zur Verfügung stellen. Komplette Anleitungen will ja eh fast niemand einscannen. Die werden immer nur zum runterladen gesucht. In diesem Zusammenhang und an dieser Stelle einen freundlichen Wink an Helge Martens, der mir massenhaft Unterlagen zugesandt und somit schon viel Licht ins Auflagen-Dickicht gebracht hat.
Die im folgenden angegebenen Kastentypen dienen nur als Beispiel. Alle Code-Baukasten-Beispiele gibt es wirklich! Es sind keine zur Demonstration dienende Phantasienummern. Eindeutig sind diese Zuordnungen aber nur bei den "Made in Holland" Baukästen. Ab den Philips Deutschland Beispielen können die selben Kennzeichnungen auch in Anleitungen zu anderen Kästen vorkommen.
Im Lauf der Jahre gab es bei Philips verschiedene Kennzeichnungssysteme. Sie waren in erster Linie zur hausinternen Verwendung in den Produktionsstätten bestimmt. Diese Codes bestanden aus einer Mischung von Ziffern, Buchstaben und verschiedenen Symbolen. Je nach Bauteil, Baugruppe, komplettes Gerät oder eben den Anleitungen waren diese Kennzeichnungen grundverschieden und auch zeitlichen Änderungen unterworfen. Bei den Anleitungen gab es um 1963 ganz offensichtlich nochmals eine solche Umstellung. Das ist am Code der Anleitung EE 10 im Vergleich zu den Folgeserien ab EE 20 deutlich zu erkennen.
In diesen frühen Anleitungen ist die Kennzeichnung meistens auf der hinteren Umschlagseite zu finden. Manchmal ist es hier völlig unmöglich, das richtige Jahr festzustellen, wie im Beispiel EE 20. Selbst Vergleichsmöglichkeiten mit anderen Ausgaben, beispielsweise in anderen Sprachen, die eine Jahreszahl enthalten, helfen dann nur bedingt.
Aus diesen Codes kann man mit etwas gutem Willen den Baukastentyp und mitunter auch die Sprache ablesen. An manchen eingeschobenen Ziffern eventuell sogar die Auflagennummer. Bislang ist das aber noch Kaffeesatzleserei.
1966 hatte Philips das sogenannte "12NC" System eingeführt. Damit war es möglich, jedes Teil - von der kleinsten Schraube bis zum fertigen Gerät - nach einem einheitlichen Schema zu verwalten. Dieses Codierungssystem ist so ausgereift, dass es bis heute von Philips verwendet wird. Es wurde sogar von anderen Herstellern übernommen.
Eine 12NC Kennzeichnung ist ein 12-stelliger Zahlencode, der aus drei Gruppen zu 4, 3 und 5 Ziffern besteht. In der ersten 4-stelligen Gruppe sind die beiden ersten Ziffern die sogenannte Hauptgruppennummer. Bei den Anleitungen ist das immer die 31. Die beiden folgenden Ziffern benennen das Land in dem die Hauptgruppennummer vergeben wurde. Die 22 steht für Holland. Alle vier Ziffern sind als eine Einheit zu betrachten. Denn die gleiche Hauptgruppennummer kann bei der Vergabe in einem anderen Land für völlig andere Produkte stehen. Die folgenden Zifferngruppen zu 3 und 5 Stellen sind je nach Hauptgruppe unterschiedlich zu interpretieren. Die letzte Ziffer wird aber oft als Änderungscode verwendet. Damit lassen sich also maximal 9 Änderungen dokumentieren. Bei Produkten mit häufigeren Änderungen wurde der 12NC Code mitunter um einen Kleinbuchstaben, als 13. Stelle, erweitert. Beginnend mit "a" wurden dann die 10er Schritte gekennzeichnet.
Für die weitere Nummerierung in der Hauptgruppe 31 aus Holland sind mir keine Details bekannt. Bei den Anleitungen könnte die letzte Ziffer eine Codierung der Auflagennummer sein. Genauere Hinweise liefern möglicherweise die folgenden Druckschriften:
© 1967;
© 1969;
3122 106 19031
3122 106 19520
3122 106 19691
3122 106 19621
Die 12NC Codes wurden oft zusammen mit einem Copyright Vermerk und der Jahreszahl in die Anleitungen gedruckt. Anfangs noch überwiegend auf die hintere Umschlagseite. Später auf die erste Seite des Papierblocks. Der Copyright Vermerk mit der Jahreszahl ist nicht immer aussagekräftig. Manchmal wird das Jahr der Erstausgabe genannt. Die Anleitung kann durchaus späteren Datums sein.
Weitere 12NC Codes für Bauteile aus Experimentierkästen findet man auf der Beilage zur brasilianisch-portugiesischen EE 20 Anleitung .
Philips Deutschland hat von 1970 bis 1975 nur das Jahr in die Anleitungen gedruckt. In der Regel ganz unten auf die vordere Umschlaginnenseite. Eine exakte Bestimmung der Auflagennummer ist hier, wenn überhaupt, nur durch sorgfältiges vergleichen mehrerer Exemplare möglich. Für den EE 2003 gibt es z.B. zwei verschiedene Anleitungen aus dem Jahr 1974. Möglicherweise gibt es aus dem gleichen Jahr sogar noch eine dritte Auflage. Eine ganz grobe Einordnung der Jahreszahl ergibt sich bei den Anleitungen von Philips Deutschland bereits auf der Titelseite. Eine fehlende Sprachkennzeichnung in der rechten oberen Ecke weist auf eine Auflage vor 1975 hin.
96
911
02
114
32
52
61
71
93
01
21
49
- 1979
6. Auflage,
EE 2040
- 1979 11. Auflage,
EE 2003
- 1980 2. Auflage,
PE 1500
- 1981 14. Auflage,
EE 2003/3003
- 1983 2. Auflage,
6102
- 1985 2. Auflage,
6301
- 1986 1. Auflage,
6303
- 1987 1.
Auflage,
6401
-
1989 3. Auflage,
6501/6502
- 1990 1. Auflage,
Modul C
- 1992 1. Auflage,
Modul D
- 1994 9. Auflage,
6102
Seit 1979 sind die Anleitungen durch eine 2-3stellige Codenummer gekennzeichnet. Die erste Ziffer dieser Zahl ist die Endziffer des Erscheinungsjahres. Das richtige Jahrzehnt muss anderweitig bestimmt werden. Die nachfolgenden Ziffern sind die Auflagennummer. Diese Codes stehen in der Regel auf einer der ersten Innenseiten beim Impressum.
Bei diesen Codes ist die Bestimmung des richtigen Jahrzehnts nicht immer ganz einfach. Deshalb frage ich meine Korrespondenten gerne nach scheinbar unwichtigen Details. Oft ernte ich aber nur Undank und völlig genervte Antworten auf solche Nachguck-Aufträge, wenn überhaupt noch eine Antwort kommt. Dabei geben Anschriften, Telefonnummern, Bauteillisten und Werbung für andere Kästen in den Anleitungen oft entscheidende Hinweise, das richtige Jahrzehnt einzukreisen. Auch bei Anleitungen ganz ohne Code und Jahr haben diese Infos eine große Bedeutung! Dann ermöglichen sie häufig einen Rückschluss, ob es eine Erst- oder doch eher eine Letzt- Auflage ist.
Es ist zu beachten, dass die Übergänge zwischen den einzelnen Kennzeichnungen durchaus fließend sind:
Darüber hinaus gibt es einige Anleitungen, die keinerlei Codes oder Jahresangaben enthalten und somit keine direkten Rückschlüsse auf Jahr und Auflagennummer erlauben. Dazu gehören:
In diesen Fällen steht man auf ziemlich verlorenem Posten, Jahr und Auflage einer Anleitung korrekt zu bestimmen. Zumindest, wenn keine Vergleichsmöglichkeit oder näheres Hintergrundwissen vorhanden ist. Dann kann auch ich nur vermuten und gebe den Grund dazu an.
Es ist jedoch völlig absurder Usus, sofort über Erstauflagen zu mutmaßen, wenn der Code aus einer Anleitung nicht bekannt ist. Egal ob nicht gleich gefunden, gar "ignoriert?" oder tatsächlich nicht vorhanden. Oft lassen andere Begleitkriterien eher eine ich sage mal "Denkfaulheit" des Vermuters vermuten, wie in nebenstehender Offerte. Wie soll denn bitte eine Dickie-Schuco Anleitung, also definitiv von 1999 oder noch später, die 1. Auflage zu dem Kasten 6101 sein, der schon 1983 von Philips vorgestellt wurde? Oder falls ich das missverstanden habe und die Anleitung gar nicht von Simba/Dickie/Schuco ist: Was hat dann eine Erstauflage (wäre dann ja Philips) in dem Dickie-Kasten zu suchen? Das gleiche gilt für die Anpreisung der beiden Kästen 6102 und 6203. Eine Schuco Anleitung kann unmöglich die 1. Auflage für einen ehemaligen Philips-Kasten sein. Dazu muss man nichts vermuten. Jedem, der sich nicht nur aus finanziellem Interesse mit den Kästen beschäftigt, wird das sofort einleuchten.